Eine flexible HDR/SDR-Pipeline in DaVinci Resolve – von Kamera-Log bis Kodak-Style-Filmlook
In diesem Beitrag möchte ich euch meine aktuelle Color-Grading-Pipeline in DaVinci Resolve vorstellen. Diese Struktur entstand aus der Idee, die Vorzüge einer HDR-Konvertierung, eines filmischen Looks (Kodak Vision 200T + 2383 Print) und einer robusten SDR-Ausgabe in einem einzigen Node-Tree zu vereinen – und das Ganze möglichst flexibel, damit ich bei Bedarf schnell Looks vergleichen und anpassen kann.
Disclaimer: Dieser Post enstand in einer Konversation mit ChatGPT o1 und wurde von mir geringfügig angepasst.
Überblick: Warum ein modularer Node-Tree?
In modernen Postproduktions-Workflows treffen wir häufig auf unterschiedliche Kamera-Log-Formate (ARRI LogC, Sony S-Log3, Canon C-Log etc.). Diese alle auf einen einheitlichen Farbraum zu konvertieren ist entscheidend, um konsistente Farben zu erhalten und flexibel in HDR oder SDR mastern zu können. Genau hier ist ein modularer Node-Tree hilfreich.
Meine Ziele:
- Einheitliches Farbmanagement über DaVinci Wide Gamut (DWG) und DaVinci Intermediate (DI).
- Prüfen von Clipping- und Farbumfang mithilfe einer Exposure Ramp und Hue Ramp (Utility DCTLs).
- Unterschiedliche Looks (z. B. JP2499 DRT, Resolve „Film Look Creator“) live vergleichen.
- Simultanes HDR/SDR-Grading in einer einzigen Timeline – ohne Doppelnodes oder manuelles Kopieren.
- Maximale Flexibilität – schnell Looks austauschen, Render-Targets definieren und in HDR/SDR ausgeben.
Node-Tree im Detail
Node 01: Input CST + Exposure
Hier konvertiere ich das Kamera-Log-Footage in DaVinci Wide Gamut / DaVinci Intermediate.
- Color Space Transform (CST):
- Input Color Space: Kamera-Farbraum (z. B. ARRI, Sony, RED etc.)
- Input Gamma: Passend zum Kameralog (z. B. ARRI LogC3, Sony S-Log3 usw.)
- Output Color Space: DaVinci Wide Gamut
- Output Gamma: DaVinci Intermediate
Über den Exposure-Regler (oft in derselben Node oder einer separaten Node) justiere ich die Grundbelichtung. Hier lege ich den Ausgangspunkt fest, an dem 18 % Grau bzw. Mid-Gray in meiner Pipeline ankommen soll.
Node 02 & 03: Hue Ramp / Exposure Ramp
Das sind meine Utility-DCTLs, die mir zwei wichtige Testbilder generieren:
- Hue Ramp – eine schmale Farbecke, die alle Nuancen durchläuft (Rot, Gelb, Grün, Cyan, Blau, Magenta). Hier sehe ich auf dem Waveform/Vektorskop sehr schnell, wo Farben gesättigt werden, ob es verschiebt („Path to White“) und wo das System ggf. clipt.
- Exposure Ramp – ein grauer Verlauf von Schwarz bis Weiß, um Clippingpunkte zu lokalisieren.
Diese DCTLs route ich parallel durch den Layer Mixer (Node 04). So kann ich jederzeit umschalten:
– Footage vs. Test Ramp – und überprüfen, ob meine Pipeline an den Rändern bricht.
Node 05: Contrast
In einer weiteren Node passe ich den Kontrast an – meist über primäre Grading-Controls oder Custom Curves. Dieser Schritt findet weiterhin im DaVinci Wide Gamut / Intermediate-Farbraum statt. Das bewahrt maximale Farbinformationen und verhindert ungewolltes Clipping durch die Ausgabetransform.
Node 06: Film Look Creator
Das ist ein optionaler kreativer Look, den DaVinci Resolve (seit Version 19) anbietet. Er simuliert chemische Filmcharakteristiken (Ähnlichkeiten zu diversen „Film Stocks“). Wer dieses Feature verwenden möchte, kann hier feintunen – z. B. Film Grain, Halation, oder die S-Kurve, die diesem Filmmaterial nachempfunden ist.
HDR-Konvertierung & JP2499 DRT
Das Kernstück folgt im nächsten Schritt: Wie bekomme ich einen flexibel skalierbaren HDR-Look, der auch in SDR gut dargestellt wird?
Node 07: Split Tone (optional)
Hier füge ich manchmal noch Split Toning hinzu – also gezielte Farbverschiebungen in Shadows, Midtones oder Highlights für einen stilisierten Look.
Node 08 & Node 09: CST DI → HDR
Beide Nodes wandeln meine Grading-Basis (DaVinci Wide Gamut, Intermediate) in ein HDR-Signal (Rec.2020, ST2084). Node 09 ist dabei eine Kopie von 08 und dient lediglich dazu, den Pfad des “Film Look Creator” zu aktivieren.
- Input Color Space: DaVinci Wide Gamut
- Input Gamma: DaVinci Intermediate
- Output Color Space: Rec.2020
- Output Gamma: Rec.2100 ST2084
- Tone Mapping Method: DaVinci
- Max. Output (nits): ~ 675 (um effektiv auf 500 nits zu kommen, wegen des eingebauten Rolloffs)
- Adaptation: 4.5 (Anpassung der Belichtung, Match mit ACES 2.0 HDR (500 nits))
Node 10: JP2499 → HDR (final)
Das ist meine DCTL-Node für die JP2499 DRT mit weiteren Parametern (z. B. die Rolloff-Kurve in den Highlights anpassen, Feineinstellung von „Hue Rotate“, etc.).
- HDR Peak White: 500 nits
- Input: DWG DI
- Output: Rec.2020 ST204… (P3 limited) – je nach Bedarf.
- HDR method: Unroll SDR / Reform Image
Der Clou: Über einen Layer-Mixer kann ich jetzt direkt hin- und herschalten, um den neutralen DaVinci Tone Mapper vs. JP2499 DRT vs. Film Look Creator zu vergleichen.
SDR-Konvertierung
Node 12: CST HDR → 709
Zu guter Letzt muss das HDR-Signal (Rec.2020, ST2084) noch in Rec.709/Gamma 2.4 für klassische SDR-Ausgaben konvertiert werden.
- Input Color Space: Rec.2020
- Input Gamma: ST2084
- Output Color Space: Rec.709
- Output Gamma: Gamma 2.4
- Tone Mapping Method: DaVinci
- Use Custom Max. Input: 500 nits (damit clippe ich effektiv ab 500 nits für SDR)
- Adaptaton: 5 (Anpassung der Belichtung von HDR/SDR und Match mit ACES 2.0)
Das Resultat: Für Kunden, die lediglich SDR brauchen, kann ich jetzt schon den finalen SDR-Look ausgeben. Die Clippinggrenze liegt bei 500 nits, was für die meisten Rec.709-Displays völlig ausreichend ist.
Vorteile: Live-Vergleich & Matching
Durch den Layer Mixer kann ich parallel verschiedene Output-Pfade abgreifen. So kann ich:
- Neutraler HDR-Look (Resolve CST)
- JP2499 DRT (filmischer HDR-Look)
- Resolve Film Look (kodakähnliche Pipeline)
… direkt gegeneinander antreten lassen. Das Gleiche gilt für SDR. Dadurch sehe ich sofort, wie sich Farben und Kontraste unterscheiden und kann sehr schnell entscheiden, welcher Weg am besten zum Projekt passt – ohne jedes Mal den gesamten Node-Tree umständlich umzubauen.
Praktische Tipps
-
Anpassung der Nits:
Für ST2084 muss man oft einen etwas höheren Nits-Wert im CST eintragen, um am Ende den effektiven Zielwert zu treffen. Der DaVinci Tone Mapper enthält standardmäßig einen internen Rolloff. Das führt dazu, dass z. B. „675 nits“ in den CST-Einstellungen tatsächlich in einem sichtbaren 500-nits-Peak resultieren. Das ist normal und dem mathematischen Tone-Mapping geschuldet. -
Sättigungs-Mapping:
Ich nutze gerne Saturation Compression im CST, um Ausreißer bei extremen Farben zu zügeln (Saturation Knee ~ 0.90, Saturation Max ~ 1.00–1.20). Damit vermeide ich unschönes Clipping in hochgesättigten Bereichen. -
White Adaptation:
Achte bei den CST-Nodes auf Use White Point Adaptation. Gerade, wenn man verschiedenfarbige Lichtquellen hat, kann dies die Farbwiedergabe in Highlights verbessern. Gleiches gilt für Apply Forward/Inverse OOTF, je nachdem, ob du linear-luminanzbasiertes oder OETF-basiertes Grading favorisierst. -
Teste dein Clipping und ‚Path to White‘:
Mit Hue Ramp und Exposure Ramp kannst du super nachvollziehen, wie stark deine Farbränder und Highlights gerollt werden. Damit lassen sich fiese Artefakte und unschöne Clippingeffekte frühzeitig erkennen. -
Workflow-Dokumentation:
Wenn du diesen Node-Tree teilst (z. B. als DRX-File), speichere alle Custom LUTs, DCTLs (JP2499 etc.) und deine Standard-CST-Presets in einem Paket. So können auch Kollegen oder Online-Communities dein Setup 1:1 testen.
Fazit
Mit diesem Node-Tree schaffe ich mir eine flexible Umgebung, um HDR und SDR parallel zu mastern und zwischen verschiedenen Looks (neutraler DaVinci Tone Mapper, JP2499 DRT, Film Look Creator) hin- und herzuschalten. Besonders spannend finde ich die JP2499 DRT, weil sie sich sehr nahe an bekannten analogen Filmstocks orientiert – zugleich aber in HDR weiter denkbar bleibt.
Wenn ihr also mal ausprobieren wollt, wie Kodak Vision 200T + 2383 Print Film in 500 nits HDR aussehen könnte, lohnt sich ein Blick auf die 2499 DRT von Juan Pablo Zambrano. In Kombination mit den Resolve-eigenen Tools entsteht ein flexibles, anpassbares Farbmanagement-Setup, das ihr an eure Projekte, Kundenwünsche und Plattform-Standards (Streaming, Kino, TV) schnell anpassen könnt.
Pro-Tipp: Schaut euch auch ACES 2.0 (Release Candidate) an, das bei Mid-Gray und dynamischem Tone-Mapping noch mal einige Neuerungen bringt. Wer ACES-Workflows verfolgt, kann obigen Node-Tree weitgehend auf ein reines ACES-Projekt übertragen – nur die Input- und Output-Transformen werden dann leicht anders definiert.
Ich hoffe, diese Pipeline-Inspiration hilft euch weiter und verschafft euch einen guten Überblick, wie man in DaVinci Resolve parallel HDR und SDR mastern und zugleich verschiedene kreative Looks miteinander vergleichen kann. Viel Spaß beim Ausprobieren und Happy Grading!